Noch zu wenig Daten in Bezug auf Ungleichheit und Diskriminierung in Belgien

Projet

Es gibt noch zu wenig Daten in Bezug auf Ungleichheit und Diskriminierung in Belgien, sagen Unia und das Team Chancengleichheit des FÖD Justiz. “Wenn sie zum Beispiel wissen wollen, ob Menschen anderer Herkunft in Belgien gleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, finden Sie nirgendwo verlässliche Daten. Wir brauchen dringend mehr qualitativ hochwertige Daten, um in wesentlichen Bereichen Gleichheit oder Ungleichheit in Belgien zu erläutern,” bemerkt Unia Direktor, Patrick Charlier.  

Unia realisierte dieses Jahr, in Zusammenarbeit mit dem Team Chancengleichheit ein Projekt um die Sammlung und Entwicklung von "equality data", (Daten zur Gleichberechtigung) in Belgien zu verbessern. Charlier: “Zuallererst war es wichtig, herauszufinden, welche Daten über Gleichheit oder Ungleichheit in Belgien bereits existieren: Viele Daten sind fragmentiert oder nur schwer zu finden. Unia hat deshalb eine "data hub" (Datendrehscheibe) entwickelt, die eine Bestandsaufnahme aller Daten in Belgien macht, und zwar bereits für drei Gruppen von Diskriminierungskriterien: die fünf  Merkmale aus dem Antirassismusgesetz, Glaube und Weltanschauung sowie sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, Geschlechtsausdruck und Geschlechtsmerkmale. Durch das Sammeln der Daten an einer Stelle haben wir schnell gemerkt, dass es zu bestimmten Themen oder Gruppen noch zu wenig Daten gibt.” 

So gibt es beispielsweise keine verlässlichen Daten über den Zugang zur Gesundheitsversorgung auf Basis der Merkmale aus dem Antirassismusgesetz: " Hat jeder während der Coronapandemie den gleichen Zugang zur Gesundheitsversorgung erhalten wie andere? Wir wissen es nicht. Auch über polizeiliche Maßnahmen und Diskriminierung oder Rassismus gibt es im Moment nicht genügend handfeste Daten." Unia stellt auch fest, dass immer noch zu wenig Daten über sexuelle Orientierung oder Religion und Weltanschauung gesammelt werden. 

Daten als Antrieb für Veränderung 

Der Mangel an soliden Daten ist problematisch, bestätigt Patrick Charlier: "Wenn es keine oder nur wenige Daten zu einem Thema gibt, übernehmen schnell Emotionen die Oberhand. Ersichtliche Zahlen helfen, eine Diskussion auf Fakten statt auf Bauchgefühlen aufzubauen." Verlässliche Daten sind daher für zivilgesellschaftliche Organisationen, politische Entscheidungsträger oder Akademiker unerlässlich, um Dinge in Bewegung zu setzen. Sie helfen dabei, Probleme zu erkennen und zu lösen, indem sie Maßnahmen ergreifen, die auf Fakten und nicht auf Intuition basieren.  

Sarah Schlitz, Staatssekretärin für Geschlechtergleichstellung, Chancengleichheit und Diversität, bestätigt: “Messen ist Wissen. Auf der Grundlage objektiver Daten können die Richtlinien bei Bedarf angepasst und ergänzt werden. Dies ist notwendig, um eine ehrgeizige Politik der Chancengleichheit in Belgien zu betreiben. Die Zusammenarbeit zwischen Unia und das Team Chancengleichheit ist deshalb ein erster wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Unterstützung Europas war dabei unerlässlich.” 

Notwendigkeit eines koordinierten Ansatzes 

In Belgien gibt es derzeit keinen koordinierten Ansatz für die Sammlung und Entwicklung von Daten zu Gleichstellung und Diskriminierung. Unia empfiehlt nachdrücklich, dies in Zukunft weiterzuverfolgen und ist an der Entwicklung beteiligt. "Ein koordinierter Ansatz wäre ein wichtiger Schritt nach vorne", stimmt Daniel Flore, Generaldirektor des FÖD Justiz (Generaldirektion für Gesetzgebung, Grundrechte und Freiheiten) zu. "Darüber hinaus gibt es auch Diskussionsbedarf, damit die Erhebung von z.B. Daten zu den Merkmalen aus dem Rassismusgesetz, zur sexuellen Orientierung oder zu Religion und Weltanschauung weniger tabuisiert wird. Die Erfassung solcher Daten ist oft sensibel. Aber nur wenn man bestimmte Daten im Auge behält, kann man bestehende Ungleichheiten erkennen."  Unia veröffentlichte diese Woche alle Erkenntnisse und Empfehlungen zur Erhebung und Entwicklung von Gleichstellungsdaten in einem Bericht.  

Kontext 

Das Projekt "Improving equality data collection in Belgium” (IEDCB) ist eine Belgische Initiative, die vom REC-Programm (Rights, Equality and Citizenship) der Europäischen Kommission mitfinanziert wurde. Unia führte dieses Projekt aus in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Chancengleichheit (FÖD Justiz).